Das Schicksal des "großen Vogels"
Im August ereignete sich die folgende Geschichte:
"Ich erhielt einen Anruf, in dem ich um Hilfeleistung für einen offensichtlich verletzten Vogel gebeten wurde. Der Anrufer teilte mir mit, es handele sich dabei um einen "großen Vogel" und dieser läge etwas abseits der Straße, ganz in der Nähe meines Heimortes. Ich fuhr also kurzerhand zu beschriebener Stelle, wo mich bereits ein älteres Ehepaar erwartete.
Der große Vogel entpuppte sich als Kranich. Bei Annäherung versuchte er mit Flügelrudern robbend zu flüchten. Er kam offenbar nicht auf die Beine. Doch die Ursache war schnell ersichtlich! Das linke Bein stand seitlich ab. Es war im Kniegelenk verdreht. "Ich versuchte den Vogel zu fixieren, der er wehrte sich dagegen mit kräftigen Schnabelhieben. Also deckte ich im nächsten Schritt seinen Kopf ab und siehe da, der Vogel beruhigte sich. Er wirkte insgesamt auch schon erschöpft. Nun konnte ich mir die Verletzung genauer ansehen — und stellte erleichtert fest, dass es sich um keinen Bruch handelte. Nun benötigte ich jedoch die Hilfe des Mannes, der mich angerufen hatte und nun an meiner Seite stand. Ich erklärte ihm in wenigen Sätzen, worauf er zu achten hatte, sodass er das Tier daraufhin gezielt festhalten konnte. Daraufhin gelang es mir mit einer kurzen und heftigen Streckung (indem ich das Bein ober- und unterhalb des verdrehten Gelenkes fasste) das Knie wieder in die richtige Stellung zu bringen.
Wir ließen den Vogel los, entfernten Schnabel- und Sichtschutz und plötzlich ging alles sehr schnell: Der Kranich stellte sich auf und begann zu laufen, wobei er zu Beginn noch stolperte und heftig mit seinen Flügel schlug, um dann mit einem lauten Rufen in die Lüfte abzuheben und über dem nahe gelegenen Wald zu verschwinden.
Wenig später unterhielt ich mich zum Gedankenaustausch mit einer Tierärztin meines Vertrauens, die in der Behandlung von Wildvögeln sehr erfahren ist. Sie stellte die Vermutung an, dass sich der Vogel in einem Wildzaungeflecht, nahe der Fundstelle, verfangen und sich dabei verletzt haben könnte.
Wie es konkret zu diesem Vorfall kam, das werden wir nie erfahren. Auf jeden Fall ist diese Geschichte für den Kranich letztlich gut ausgegangen! Der Weg in die Vogelstation der genannten Tierärztin blieb ihm erspart und er konnte sich seinen Artgenossen, die nun zum Flug in die Überwinterungsquartiere aufbrechen, kameradschaftlich anschließen."