Alternative Waschbärhaltung
Gefangenschaftsflüchtlinge, ausgesetzte Tiere zu Jagdzwecken und Flüchtlinge aus Pelztierfarmen. Die Aufzucht bereitet den meisten Tierpflegern keine Probleme. Auswildern in Deutschland ist für diese fremde Art (Ursprung: Amerika) nicht erlaubt. Allerdeings stößt die dauerhafte Unterbringung der vielen Kleinbären an ihre Grenzen. Kostenaufwendige Gehege aus Doppelsteggittermatten sind für die große Anzahl der Waschbären nicht zu finanzieren. Die Vermittlung der meisten Findel-Waschbären an Wildparks ist gesättigt. Deshalb untersucht Christian Erdmann von TERRA MATER e. V. nun kostengünstige Dauerunterbringungen für diese Kleinbären.
Im Dithmarscher Tellingstedt werden von Erdmann verschiedene Gehege-Prototypen gebaut, die die zahme Waschbärdame "Wicki" testet. Unterstützt von Katharina Neeb verbringen die beiden Tierschützer tagelang mit dem Waschbär in den Gehegen, um Schwachstellen ausfindig zu machen. Zurzeit wird ein Gehege von einer Größe von 100m² mit zwei großen Bäumen getestet.
Die zahme Waschbärin "Wicki" erweist sich als sehr kooperatives "Versuchstier". Die Einzäunung besteht aus einfachen Fichtenpfählen, an denen fünffach Elektrozaunlitze in bestimmten Abständen befestigt wurde. Hinter diesem Elektrozaun wurde ein einfacher Kaninchenzaun als "Sichthindernisszaun" notwendig. Nach dreimaligem Besuch des Geheges durch den Waschbären waren die Grenzen deutlich. Der Elektrozaun wird akzeptiert.
Bei den ersten Besuchen erschrak der Waschbär beim Berühren der Elektrozaunes so sehr, dass er nach vorne türmte, also ins Freie. Hier erwies sich der zweite Zaun aus leichtem Kaninchendraht als große Hilfe, weil Wicki hier nicht ins Freie gelangen konnte. Auch die Auswahl eines zahmen Bären als Teilnehmer erwies sich als sehr gelungen. Ohne Probleme lies sich Wicki wieder einfangen.
Nicht zu vergessen sind natürlich vielfältige Beschäftigungsmaßnahmen. Wicki hat einen kleinen Teich, zwei große Bäume zum Klettern, dazu noch eine separate Schlafbox. Ausreichend Auslauffläche, täglich geänderte Futterverstecke und Kontakt zu Menschen und bald zu Artgenossen. Als positiv hat sich der Sichtkontakt mit anderen Tieren erwiesen: Katzen, Hühner, Schweine, Ziegen und Schafe bewegen sich täglich rund um das Gehege. "Gerade bei den Katzen entsteht positiver Stress", bemerkt Erdmann. Die frechen Hauskatzen besuchen den Waschbären in ihrem Gehege, indem sie über den Zaun springen, was zum Glück dem Waschbär nicht möglich ist. Dann reagiert der Waschbär mit Drohgebärden und Abwehrverhalten - "das ist Alltag im wilden Leben!", freut sich Erdmann.
Wir danken den Kollegen von der Wildtierauffangstation Rastede, Klaus Meyer, und der Wildtierhilfe Lüneburger Heide e. V., Diana Erdmann, für die Unterstützung durch Materialspenden.
Christian Erdmann