TERRA MATER-Einsatz im Rahmen der „Godafoss“-Havarie in Norwegen
Man musste davon ausgehen, dass etwa 300 Tonnen Schweröl vom Typ IF 380 ausgelaufen waren.Norwegische und schwedische Küstenwachtschiffe sammelten einen Teil des Öls auf und ließen sofort Ölsperren in das Wasser. Allerdings erschwerten die Wetterbedingungen die Ölbergung immens. Es konnte nicht abgeschätzt werden, wie viel Öl sich zu diesem Zeitpunkt noch unter der vereisten Wasseroberfläche befand. Die norwegische Naturschutzorganisation „Norges Naturvernforbund“ bat das deutsche TERRA MATER-Team um Hilfe, um die Lage bezüglich der verölten Wildvögel einzuschätzen. Mit finanzieller Unterstützung der Sea Alarm Stiftung konnte das Tierrettungsteam bereits 36 Stunden später vor Ort sein und sich um die ersten aufgefundenen Tiere kümmern.
„Die Lageeinschätzung gestaltete sich recht schwierig“, berichtet Christian Erdmann von TERRA MATER und führt weiter aus „man fand wenig Möglichkeiten, um an betroffene Tiere heranzukommen. Bei einer Ausfahrt mit der staatlichen Aufsichtsbehörde für Natur, Statens Naturoppsyn, sahen wir ölverschmierte Vögel, unerreichbar auf den vor gelagerten Inseln. Wenn man sich diesen Tieren nähert, flüchten diese instinktiv ins eiskalte Wasser und kühlen weiter aus.“ Den erfahrenen Vogelschützern gelang es trotzdem, verölte Schwäne einzufangen. Hier konnten auch gleich norwegische Tierschützer angelernt werden.
Eine schwere Tierschutzentscheidung musste leider dennoch gefällt werden. In Absprache mit der Behörde wurde vereinbart, unerreichbare und sehr schwer verölte Tiere zu schießen. Ohne diesen Eingriff wären diese Vögel einem äußerst qualvollen Sterben durch Unterkühlung ausgeliefert gewesen, das mehrere Tage angedauert hätte.
In geeigneten Räumlichkeiten richtete das TERRA MATER-Team Unterbringungsmöglichkeiten für die bereits aufgefundenen Tiere ein. Es wurden auch ein Waschraum sowie ein Poolzelt zur Vorbereitung auf die Wiederauswilderung aufgebaut. „Wir konnten freiwillige Helfer schulen und somit unsere langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiet der Ölvogelrehabilitation weitergeben", kommentiert Christian Erdmann die umfangreiche Rettungsaktion.
Es bleibt die Frage offen, weshalb das frei geschleppte Containerfrachtschiff „Godafoss“ für die anschließenden Reparaturarbeiten den mehrere hundert Kilometer entfernten Hafen von Lindoe bei Odense (Dänemark) ansteuerte. Auf dem Weg dorthin zog das Schiff einen kilometerlangen Ölfilm hinter sich her und belastete dadurch zusätzlich die Umwelt. TERRA MATER machte seinen Standpunkt deutlich und forderte für derartige Fälle, dass zukünftig bei Reparaturarbeiten ausschließlich das nächstgelegene Reparaturdock angesteuert werden muss.