Schnappschildkröte in Malente entdeckt
Im Schilf der Malenter Au versteckt gleich neben dem Bolzplatz kauerte er – oder besser sie: Angenehm, „Schnappi“, die Schildkröte!
Beim Spazierengehen mit dem Hund hatte Jörg Klaas sie am vergangenen Sonntagmittag entdeckt, zuhause ging dann das große Rätselraten los. Was macht sie dort? Kann sie dort überleben? Sie ist hier doch sicher nicht heimisch! Sollen wir sie retten? Aber natürlich!
Und so zog der Familienrat am Abend los, Mama, Papa, Oma, Opa und die Kinder – um den exotischen Fund aus dem kalten Wasser zu holen. Doch die anfängliche Entzückung über die kleine, niedliche Schildkröte wich schnell einem ordentlichen Schreck. Nicht nur, dass sie sich bei genauerem Hinsehen mit etwa elf Kilo als richtiger Kaventsmann entpuppte. „Sie schnappte auch gleich zu“, erinnert sich Uwe Bethke. Als Tragevorrichtung benutzten sie zwei Strickjacken, schleppten das Tier etwa einen halben Kilometer bis zu ihrem Haus und setzten es in ein großes mit Wasser gefülltes Becken im Garten. „Als ich dann plötzlich den langen Schwanz sah, ahnte ich bereits etwas“, sagt Sandra Klaas und lacht. Und tatsächlich ergab die sofortige Recherche im Internet: „Schnappi“ ist – richtig – eine echte Schnapp- oder auch Alligatorenschildkröte. Normalerweise lebt sie in Nordamerika, wird bis zu 50 Zentimeter lang und 16 Kilo schwer, Enten, Reptilien und auch kleinere Säugetiere stehen auf dem reichhaltigen Speiseplan. „Schnappi“ würde also kein neues Haustier für die Kinder werden. Als das war sie wohl bis vor kurzem gehalten worden. Seinen Besitzern wird das anspruchsvolle, aggressive Tier aber meist irgendwann zu viel. Einfach abgeben geht nicht: Der private Besitz der geschützten Art ist in Deutschland seit 1999 verboten.
Erst nach vielen Telefonaten mit Polizei, Tierheim, Zoos und anderen Einrichtungen fanden sich die Retter in der Not: Gestern Mittag kamen Christian Erdmann und Katharina Neeb von der Wildtierstation Tellingstedt nach Malente. Erdmanns erster Eindruck des ausgesetzten, etwa sechs Jahre alten Tieres: etwas fettleibig, deshalb leicht lethargisch, eine kleine Verletzung am Panzer, aber ansonsten wohlauf.
In Tellingstedt soll „Schnappi“ nun erst einmal abspecken und dann an einen Zoo oder Tierpark vermittelt werden.
Wir drücken die Daumen!