
Notunterkunft für Wildtierbabys
Sylvia Buchenau vom Tierschutzverein Hessisch Lichtenau berichtet:
"...das über Jahre immer mal wieder Waschbärenbabys gefunden und bei uns abgegeben worden sind. Mal sehr kleine Bärchen mit Augen noch zu, mal etwas größere Exemplare, die irgendwie verloren gegangen sind.
Ob es nun immer Fundtiere waren sei einmal dahin gestellt, viele Leute mögen die Bärchen nicht und wenn sie plötzlich feststellen, das ein Waschbär auf ihrem Dachboden eingezogen ist setzen sie alles in Bewegung, diesen Bewohner schnellstens wieder loszuwerden. Wenn er dann erfolgreich verjagt oder im schlimmsten Fall getötet worden ist (ist definitiv verboten während der Jungenaufzucht!) stellen sie oft fest, dass es eine Bärin war und nun kleine Waschbärenkinder ohne Mutter und vor Hunger schreiend auf dem Dachboden zurück geblieben sind. Und die finden sie ja so süß, die sollen nicht auch noch sterben, also haben sie die Kleinen eingesammelt und zu uns gebracht und ich durfte sie dann großziehen, alle 4 Stunden brauchen sie ihr Fläschchen mit Aufzuchtmilch, rund um die Uhr, eine anstrengende und vor allen Dingen schlafraubende und auch recht kostspielige Aufgabe. Wenn sie der Mutter erlaubt hätten, ihre Jungen dort großzuziehen wäre sie nach der Aufzucht mitsamt den Kindern ausgezogen und die Leute hätten dann ihr Dach waschbärensicher machen können.
Aber man redet leider oft gegen taube Ohren.
Da wir die kleinen Bärchen in der Wohnung hatten, sie brauchten ja noch eine Wärmflasche und rund um die Uhr Betreuung, war es dann immer ein Abenteuer, wenn die Kleinen langsam mobil wurden. Waschbären kann man nicht wirklich erziehen, die haben Händchen wie kleine Affen und können alles gebrauchen.
Wir hatten ja oft schon Plätze gefunden, wo sie hin konnten, entweder Wildparks oder auch Privatpersonen, die eine Genehmigung zur Haltung bekommen hatten und große Gehege bauen wollten, aber die nahmen die Bärchen oft erst zu sich wenn sie selber fressen konnten, die anstrengende Zeit mit Flaschenfütterung wollten sich die wenigsten antun. Diese Zeit war wirklich anstrengend und die Wohnung auch nicht unbedingt der ideale Platz, weder für die Bärchen noch für die eigentlichen Bewohner des Wohnzimmers, nämlich uns, auch wenn mein Wohnzimmer riesig groß ist.
Aber sehen Sie selber, wie es während der Sommermonate oft auf meiner Couch aussah. Und hier kommt jetzt TERRA MATER ins Spiel. Ich träumte schon länger von einer Gartenhütte, vor die wir ein kleines Gehege bauen könnten, ein Domizil auf Zeit für die kleinen Waisenkinder bis sie in ihr endgültiges Zuhause einziehen konnten. Ein Platz zum Spielen, Klettern, Plantschen und Toben miteinander ohne das meine gesamte Wohnungseinrichtung in Mitleidenschaft gezogen würde. Und diesen Traum hat uns dankenswerter Weise das Team von TERRA MATER verwirklicht. Dank einer Spende konnten wir die Gartenhütte und das Material für das Gehege kaufen und die Bärchen fühlten sich pudelwohl dort. Für eine Dauerhaltung natürlich zu klein aber für die Übergangszeit völlig ausreichend.
Aber auch andere Tiere haben die Gartenhütte samt Gehege schon nutzen können. Als wir einmal einen angefahrenen ausgewachsenen Dachs aus einer Tierklinik bekamen war die Hütte erst einmal ideal um dieses Tier unterzubringen. Es war im Nachhinein eine Dachsdame und sie hatte nichts Besseres zu tun als eine Nacht später zwei Dachswelpen auf die Welt zu bringen. Wahrscheinlich ausgelöst durch den Unfallschock. Eins starb leider einen Tag später aber nach cirka 3-4 Monaten konnten wir Mutter und Kind in die Freiheit entlassen. Das Ganze war schon sehr spannend und auch nicht ganz ungefährlich, man durfte beim Füttern den Sicherheitsabstand tunlichst nicht unterschreiten, Dachse haben unglaubliche Krallen und können sich auch richtig festbeissen, schon ganz und gar wenn sie Junge haben aber wahrscheinlich wußte sie ganz genau, das wir ihr nur Gutes wollten. Sie griff uns glücklicherweise nicht einmal an. Als sie mal hinter dem Korb saß sind mir ein paar Fotos von dem kleinen Dachses gelungen, ein Wonneproppen, süß, nicht wahr? Ein Fuchs wohnte auch mal acht Tage in der Hütte bis sein verletztes Bein wieder heil war und durfte danach wieder in die Freiheit zurück. Und wer weiß, wem die Hütte im Lauf der Zeit noch als Asyl dienen wird.
Vielen Dank noch mal an TERRA MATER für die Verwirklichung dieser Notunterkunft für kleine oder verletzte Tiere."