Ambars Geschichte
Berufliche Veränderungen und Wohnungswechsel veranlassten die Besitzerin, Ambar an ihre Freundin zu verschenken. Als Ambar bedingt durch Arthrose zu lahmen begann und nicht mehr reitbar war, wurde er auf eine Sammelstation für Tiere gebracht. Ambar musste sich dort in einer sehr großen Herde mit Stuten, Fohlen, Wallachen und Hengsten behaupten. Sein Martyrium begann. Ständig gehetzt von seinen Artgenossen und nicht beachtet vom Menschen, gab er sich auf. Der Hof auf dem er vor sich hinvegetierte wurde auffällig – eine Vielzahl verletzter Tiere und umherliegende Kadaver machten die Tierschützer mobil.
Nach zwei Jahren Qual, Elend, Hunger und unkontrollierter Vermehrung schritt endlich das Amt ein. Ambar, fast am Ende seiner Kräfte, wurde in eine Klinik gebracht. Dort wurden seine äußerlichen Wunden versorgt, doch nicht die seelischen…
Eigentlich nur auf einem Zwischenstopp bei uns, stolperte Ambar damals vom Hänger, nicht in der Lage, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Vor uns stand eine leere Hülle – er war so müde vom Leben! Uns stellte sich damals die Frage, mit der wir oft umgehen müssen: Sollen wir erlösen oder können wir helfen?! Weil es eine unserer Aufgaben ist, zu versuchen, die reale Chance zu nutzen, entschieden wir uns für Ambar. Er wurde rund um die Uhr von uns betreut. Mit Infusionen, auf seine Bedürfnisse abgestimmtem Futter und intensiver Pflege hauchten wir ihm nach und nach wieder Leben ein. Dank unseres Hufschmieds Olaf Nolting, der für einen orthopädischen Beschlag sorgte, lernte Ambar sogar, wieder schmerzfrei zu laufen.
Vier Monate später war von dem Pferd, das des Lebens müde war, nichts mehr zu erkennen. Die panische Angst vor seinen Artgenossen hat Amber zwar nie abgelegt, doch unter Ponys fühlte er sich sicher. Deshalb lebte er bis zu seinem Tod zufrieden unter ihnen.
Durch den Chip konnte das Amt die ehemalige Besitzerin, die mittlerweile in den USA lebte, kontaktieren und ihr vom Leben ihres tot geglaubten Tieres erzählen. Sie fiel aus allen Wolken und begleitete Ambar, soweit es ihr aus der Ferne möglich war, bis zum Schluss.
Und die Moral? Es gilt, das Leben als höchstes Gut zu schützen. Wir sind am Leben interessiert – für Ambar und alle anderen Tiere!"